Thornton Wilder: Theophilus North

Wilder habe ich damals am Gymnasium kennen gelernt, als eine auf Schulaufführungen spezialisierte Truppe für die ganze Schule Our Town (Unsere Stadt) aufführte. Natürlich hatten wir vorher das Stück im Unterricht besprochen, und wir waren ganz stolz darauf, ein (na ja: einigermassen) „modernes“ Stück gelesen, besprochen und gesehen zu haben. Denn Our Town galt damals…

Wilhelm Hauff: Das Wirtshaus im Spessart

Hauff starb kurz nach der Veröffentlichung des dritten Mährchen⸗Almanachs unerwartet mit 25 Jahren an einer Typhus-Erkrankung. Er gehört demnach nicht in den Kreis der Frühvollendeten, die in Erwartung eines nahen Todes ihre Werke verfassen. Dennoch oder gerade deswegen verlockt sein früher Tod zu Spekulationen darüber, wie er sich weiterentwickelt haben könnte. Allerdings hat Hauff in…

Wilhelm Hauff: Die Karawane

d.i. Mährchen⸗Almanach auf das Jahr 1826, für Söhne und Töchter gebildeter Stände. – Herausgegeben von Wilhelm Hauff. Erster Jahrgang. Stuttgart: Druck und Verlag der J. B. Metzler’schen Buchhandlung. Papier von der Papierfabrik Rauch in Heilbronn. 1826. Mit anderen Worten handelt es sich bei der Karawane um den ersten der drei Mährchen⸗Almanache, die Hauff in seinem…

Paul Scheerbart: Die große Revolution

Scheerbarts Roman Die große Revolution unter ‚Science Fiction‘ abzulegen ist möglich, aber nicht selbstverständlich. In vielerlei Hinsicht entzieht sich der Mondroman dieser Einteilung – ebenso, übrigens, wie der später entstandene Asteroidenroman Lesabéndio. Für Hardcore SF-Fans sind beide Roman wohl sowieso keine Science Fiction, fehlt ihnen doch das für sie entscheidende Erkennungsmerkmal völlig: die Idee, dass…

Washington Irving: Die Alhambra

Washington Irving gehört zu jenen Schriftstellern, die mich nie wirklich zu interessieren vermochten. Vor Jahrzehnten habe ich in einer Anthologie einmal Rip van Winkle gelesen. Die Kurzgeschichte hat mir nicht schlecht gefallen; allerdings verspürte ich auch nicht den Wunsch, mehr von diesem Autor zu lesen. Tatsächlich war mein Interesse an Washington Irvin so gering, dass…

Edgar Allan Poe: Die Erzählungen des Folio Club

Der junge Autor Edgar Allan Poe versuchte so einige verschiedene Dinge, um im Literaturbetrieb seiner Zeit Fuß fassen zu können. Vor allem nahm er an Ausschreibungen teil, bei denen Zeitungen oder Zeitschriften einen Preis auslobten für die beste eingereichte Kurzgeschichte. (Ein paar Mal gewann er auch.) Daneben plante er eine Sammlung satirischer Geschichten, die er…

Catherine Gore: The Red Man [Der Rote]

Bevor ich diesen Text gelesen hatte, kannte ich zugegebenermassen nicht einmal den Namen der Autorin. Dabei gehörte sie im England des 19. Jahrhunderst zu den viel gelesenen Autoren; auch als Dramatikerin war sie erfolgreich. Ihr Hauptthema scheint die High Society gewesen zu sein. 1835 erschien ihre Kurzgeschichte The Red Man. Ich glaube nicht, dass sie…

Charles Robert Maturin: Leixlip Castle

Zwei Vorbemerkungen: – Ich dachte zuerst, „Leixlip“ wäre ein Akronym für „Leipzig“. Immerhin galt der ‚Wilde Osten‘ zu Maturins Zeit noch als recht exotisch – das richtige Setting also für eine Schauermär, wie ja auch z. B. Le Fanus lesbischer Vampir Carmilla in der Steiermark spukt. Doch Leixlip liegt offenbar im katholischen Teil Irlands. (Was…

Washington Irving: The Lady with the Velvet Collar [Die Frau mit dem Samtkragen]

(Auch hier stammt die Übersetzung des Titels von mir; ich habe auf die Schnelle weder eine deutsche Überstzung des Texts gefunden noch einen Hinweis darauf, ob und in welcher Sammlung von Irvings Short Stories der Text erschienen sein könnte. Meine Anthologie (The Vampyre and Other Macabre Tales. London: Folio Society, 2012) enthält zwar schöne Illustrationen,…