Bouverie ist ein junger Historiker und Journalist und hat mit seinem Buch über die Appeasementpolitik einen beachtlichen Verkaufserfolg erzielt. Nicht zu unrecht: Stilistisch auf ein breites Publikum abgestimmt ist es doch penibel recherchiert, der Autor ist mit seinen Quellen vertraut und erläutert mit historischem Sachverstand den Weg, den die westliche Welt sehenden Auges in Richtung…
Autor: scheichsbeutel
Hans Hahn: Empirismus Logik Mathematik.
Hahns Bedeutung für den Wiener Kreis kann kaum überschätzt werden. So hat Philipp Frank in seinem Nachruf betont, dass Hahn eine Art informeller Mittelpunkt des intellektuellen Zirkels gewesen sei – sowohl den „ersten“ als auch den „zweiten“ Wiener Kreis betreffend (er war entscheidend an der Berufung von Moritz Schlick auf den Lehrstuhl von Ernst Mach,…
Ljudmila Ulitzkaja: Ergebenst, euer Schurik
Die Autorin wurde immer wieder mal für den Nobelpreis gehandelt, trat (und tritt) in ihrer Heimat Russland gegen das System Putin auf (und hat sich beim Einmarsch in die Ukraine klar gegen den Krieg ausgesprochen), könnte also schon aus politischen Gründen für den ehrenden Ritterschlag des schwedischen Nobelpreiskomittees in Frage kommen. Mir war Ulitzkaja –…
Wilhelm Raabe: Der Hungerpastor
Der vorliegende Roman zählt zu den Werken der Stuttgarter Zeit Raabes (neben „Abu Telfan“ und „Der Schüdderump“) und wurde von der Kritik eher kühl aufgenommen. Und während mir das zu Beginn als ein zu hartes Verdikt erscheinen wollte (denn ich liebe den auktorialen Erzählstil, den der Autor hier anfangs mit sehr viel Feingefühl und dem…
Richard Powers: Der Klang der Zeit
Wenn es sich bei einem Buch um eine Familiensaga handelt und die Musik eine alles verbindende Konstante bildet, drängt sich für viele Leser und Kritiker der Vergleich mit Thomas Mann auf. So wird auch hier bereits im Klappentext der Dr. Faustus bemüht, auch die Buddenbrooks wären Pate gestanden usf. Aber die das Buch adeln wollenden…
Cormac McCarthy: Die Straße
Asche allüberall, totes Gras, kein Leben. Ein Vater und sein Sohn ziehen Richtung Süden, halb verhungert, krank und immer in Gefahr, von anderen Überlebenden überfallen, getötet zu werden. In dieser postapokalyptischen Welt wirkt jede Moral deplatziert, lächerlich, Anthropophagie ist an der Tagesordnung. Aber McCarthy versieht sein Endzeitdrama mit sedierender Medikation: Ein Junge, geboren am Tag…
Barack Obama: Ein verheißenes Land
Auf etwa 500 Seiten – so Obama im Vorwort – wollte er seine politische Karriere beschreiben, beginnend Mitte der 90er mit seiner Kandidatur für den Senat in Illiinois. Geworden sind es knapp 1000 Seiten und ein „erster Teil“, der 2011 mit dem Lybienkrieg und der Tötung von Osama bin Ladens endet. Trotz dieser recht umfassenden…
David Foster Wallace: Unendlicher Spaß
David Foster Wallace wurde nach seinem Selbstmord 2008 zum Inbegriff des gescheiterten Intellektuellen und Künstlers, er erfuhr eine Verehrung, wie sie solchen Existenzen post mortem von ihrer Fangemeinde des öfteren zuteil wird – vor allem dann, wenn deren Probleme dergestalt sind, dass sie die Verehrenden zu kennen glauben. Wallace war depressiv, von allem abhängig, was…
Xaver Bayer: Geschichten mit Marianne
In 20 kurzen Kapiteln beschreibt der Ich-Erzähler sein Leben mit Marianne, einer offenkundig selbstbewussten, humorvollen Frau. Die Kapitel sind in sich abgeschlossen (weshalb Marianne auch mehrmals das Zeitliche segnen kann), muten skurril und absurd, versuchsweise kafkaesk an. Die Alltagswelt kippt ins Groteske, Albtraumhafte, einiges erinnert an Stephen King, vor allem die phantastisch-beklemmenden Wendungen, die die…
Sam Harris: Das Ende des Glaubens
Harris gehört zu den bekanntesten Atheisten und wird gerne in einem Atemzug mit Richard Dawkins, Daniel Dennett oder Christopher Hitchens genannt. Das vorliegende Buch erreichte enorme Auflagezahlen, ist aber auf verstörende Weise intellektuell inkonsistent, was wohl auch einer philosophischen Selbstüberschätzung des Autors geschuldet ist. Im ersten Teil kritisiert Harris die beiden großen Buchreligionen Christentum und…