Washington Irving gehört zu jenen Schriftstellern, die mich nie wirklich zu interessieren vermochten. Vor Jahrzehnten habe ich in einer Anthologie einmal Rip van Winkle gelesen. Die Kurzgeschichte hat mir nicht schlecht gefallen; allerdings verspürte ich auch nicht den Wunsch, mehr von diesem Autor zu lesen. Tatsächlich war mein Interesse an Washington Irvin so gering, dass…
Kategorie: Reisebericht
Eigenes und fremdes Reisen
Johann Gottfried Seume: Spaziergang nach Syrakus
Seumes Spaziergang nach Syrakus und Hölderlins Gewaltsmarsch nach Bordeaux und zurück sind die beiden bekanntesten „Distanzmärsche“ der deutschen Literaturgeschichte. Ohne von einander zu wissen, sind die beiden am selben Tag (oder eventuell mit einem Tag Unterschied) losmarschiert. Hier hören dann allerdings die Gemeinsamkeiten auf. Von Hölderlins Fußmarsch nach Bordeaux wissen wir nicht mehr als das…
Konstantin von der Pahlen: Im Auftrag des Zaren in Turkestan
Graf von der Pahlen (* 1861) war Mitglied des deutsch-baltischen Adels, eine Gesellschaftsschicht, die seit langem und noch zu seiner Zeit immer wieder russische Zaren mit äußerst brauchbaren hohen Verwaltungsbeamten versorgt hatte. Die Deutsch-Balten waren am Hof beliebt, denn sie waren effizient und loyal. Was vor allem und auch bedeutete: Sie waren nicht korrupt und…
Manuel Chaves Nogales: Ifni, Spaniens letztes koloniale Abenteuer
Ifni heißt eine Region Afrikas, zu finden an der westafrikanischen Atlantikküste auf der Höhe der Kanarischen Inseln, südlich von Agadir. Heute Teil des Staates Marokko, war Ifni mit Unterbrechungen seit 1476 spanische Kolonie. Zuletzt war Ifni bei einer Aufteilung Marokkos unter Frankreich und Spanien in einem Vertrag von 1860 wieder offiziell spanische Kolonie geworden. Es…
Wolfgang Büscher: Berlin – Moskau
Distanzmärsche werden einige von uns aus ihrer Zeit beim Militär kennen. Die allerdings beschränkten sich dann doch auf den Zeitraum eines einzigen Tages oder einer einzigen Nacht. Märsche über größere Distanzen, über Tausende von Kilometern eventuell sogar, kennen die meisten nur vom Hörensagen. Wer sich ein bisschen in der deutschen Literatur auskennt, wird bei diesem…
Mark Twain: Reise durch die Alte Welt [The Innocents Abroad]
Samuel Langhorne Clemens war in den USA bereits ein literarischer Star, der unter anderem mit satirisch-komischen Berichten über seine Fahrten in den USA bekannt geworden war, als ihn die Zeitung Daily Alta California 1867 als Sonderkorrespondenten mit dem Schaufelraddampfer Quacker City (schon damals nicht mehr der Jüngste) auf eine speziell einberufene Gesellschaftsfahrt schickte. Heute würden…
Guy de Maupassant: Irrfahrten [La vie errante]
Wenn man das erste Kapitel dieses Buchs liest – es trägt völlig zu Recht den Titel Überdruss –, wird man das Gefühl nicht los, hier schreibt ein Getriebener, ein Gehetzter, ein Gejagter. Wer oder was ihn treibt, hetzt, jagt, wird aber nicht klar. Das legt sich ein wenig in späteren Kapiteln, aber eine gewisse Unruhe…
Patrick Leigh Fermor: Zwischen Wäldern und Wasser. Zu Fuß nach Konstantinopel: Von der mittleren Donau zum Eisernen Tor. Der Reise zweiter Teil
Alles in allem eine erfrischende Lektüre, deren Erfolg garantiert sein musste. Es gibt einen zweiten Teil zur dieser Reise, den ich allerdings nicht so schnell lesen werde, hat sich doch der Dörlemann-Verlag, dessen Ausgabe ich gelesen habe, in den Kopf gesetzt, zwar Band 1 separat zu verkaufen, Band 2 aber nur im Bundle mit Band…
Charles Darwin: Reise eines Naturforschers um die Welt
Keine andere Reise, die je gemacht worden ist, hat eine so große Auswirkung auf unser heutiges Weltbild gehabt wie die Weltumsegelung, die ein gewisser Charles Darwin mit der HMS Beagle vom 27. Dezember 1831 bis zum 2. Oktober 1836 mitmachte. Denn es war diese Reise, auf der Darwin jene Finken auf den Galapagosinseln sah und…
Gonçalo M. Tavares: „In Amerika“, sagte Jonathan
Bei Gonçalo M. Tavares handelt es sich um einen der bekanntesten portugiesischen Autoren der Gegenwart. Er gliedert seine Literatur gerne in Reihen, die gewisse inhaltliche oder kompositorische Strukturen gemeinsam haben. Die bisher umfangreichste und längste davon nannte er O Bairro, das heißt: Das Stadtviertel. Dieses fiktive Stadtviertel bevölkert Gonçalo M. Tavares sukzessive mit bekannten Personen…