Edmond Rostand: Cyrano de Bergerac

Ich bin hier nur mit geringen Erwartungen an die Lektüre gegangen, muss ich zugeben. Rostand war für mich ein spätromantischer Vielschreiber der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zu Lebzeiten war er recht berühmt; zum Beispiel wird er in verschiedenen Abendgesellschaften, die Marcel Proust in seiner Suche nach der verlorenen Zeit schildert, immer mal wieder…

Jean-Paul Sartre: Le Diable et le bon Dieu [Der Teufel und der liebe Gott]

Zum Kauf und zur Lektüre dieses Dramas von Jean-Paul Sartre hat mich zunächst einmal natürlich der Teufel im Titel verführt; er passte so schön in meine lockere Reihe von literarischen und theoretischen Werken, die sich mit diesem Thema befassen. Allerdings kommt der Teufel im Stück selber nur im übertragenen Sinn vor – was wiederum zwingend…

Ingeborg Bachmann: Der junge Lord

Libretti sind so etwas wie die Stiefkinder der Literatur. Weder Literaturwissenschaft, noch -kritik und schon gar nicht das große Publikum interessieren sich sehr für Libretti als Text. (Es mag sein, dass irgendwo auf dieser Welt ein komparatistischer Lehrstuhl existiert, in dessen Beschreibung der Nebensatz fungiert: „unter besonderer Berücksichtigung von Gebrauchstexten für Opern“ oder so ähnlich.)…

Paul Valéry: Poésies

Paul Valéry war der letzte französische Lyriker, der vom Ertrag seiner Gedichte leben konnte, der letzte europäische Lyriker vielleicht und wohl auch der letzte der Welt. Er war schon zu Lebzeiten nicht nur als Dichter, sondern auch als Denker hochgeachtet, weit über die Grenzen des französischen Sprachraums hinaus. Rilke und Celan übersetzten Texte von ihm…

Ferdinand Raimund: Der Barometermacher auf der Zauberinsel

Raimund gilt, zusammen mit dem etwas jüngeren Nestroy, als der Vollender der so genannten „Wiener Zauberposse“ (oder, vornehmer ausgedrückt, des „Alt-Wiener Volkstheaters“). Ja, heute ist es sogar so, dass dem breiten Publikum (zu dem ich mich hier auch zähle) eigentlich nur noch diese beiden bekannt sind. Alles, was vor- und nachher war, ist dem Vergessen…

Friedrich Hölderlin: Der Tod des Empedokles

Hölderlin hat drei Anläufe genommen, um sein Drama Der Tod des Empedokles fertig zu stellen. Es ist ihm nicht geglückt. Man kann beinahe sagen: Je mehr er es versuchte, desto weniger glückte es ihm. So ist von den erhaltenen Versuchen der erste der am weitesten gediehene. Dass Hölderlin mit dem Drama nicht fertig wurde, lag…

Jean Anouilh: Antigone

Zum Zeitpunkt, als ich begann, mich für Literatur jenseits von Karl May und Edgar Wallace zu interessieren, war Jean Anouilh gerade noch ein sehr bekannter Name der Gegenwartsliteratur. Rasch nach seinem Tod wurde es aber sehr still um ihn und heute kennt man ihn wohl kaum noch. Ich erinnere mich gut, dass es mir vor…

Paul Ernst: Erdachte Gespräche

Für einmal habe ich wieder in meiner Kiste der Curiosa gewühlt und bin dabei auf dieses schmale Büchlein gestoßen. Dabei war Carl Friedrich Paul Ernst (1866-1933) zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein in der Literatur zwar nicht berühmter, aber doch bekannter Mann. Der Sohn eines Grubenaufsehers konnte Theologie, Philosophie, Literatur und Geschichte studieren und promovierte…

August Klingemann: Faust

Er habe, sagt Klingemann selber in seiner Vorerinnerung (also dem Vorwort), einen ächt dramatischen Faust [Hervorhebung von Klingemann] für die Bühne schreiben wollen, weil seit Lessing der Faust-Stoff zu sehr ins Philosophische gezogen worden sei, und Goethes Faust zwar herrlich, aber nur in Momenten dramatisch sei. Es sei nämlich so, dass die mystischen Beziehungen bei…