Alles in allem eine erfrischende Lektüre, deren Erfolg garantiert sein musste. Es gibt einen zweiten Teil zur dieser Reise, den ich allerdings nicht so schnell lesen werde, hat sich doch der Dörlemann-Verlag, dessen Ausgabe ich gelesen habe, in den Kopf gesetzt, zwar Band 1 separat zu verkaufen, Band 2 aber nur im Bundle mit Band…
Monat: August 2021
Barthold Heinrich Brockes: Irdisches Vergnügen in Gott. Siebenter und Achter Teil. (= Werke, Band 5)
Nach beinahe fünf Jahren Pause erschien nun dieses Jahr endlich der nächste, der fünfte Band der kritischen Ausgabe der Werke des Hamburger Senators Barthold Heinrich Brockes. Eine Erklärung für die lange Pause wird nirgends gegeben; rein inhaltlich will mir nicht scheinen, dass eine kritische Edition der Teile 7 und 8 des Irdischen Vergnügens in Gott…
Marcel Proust: Der geheimnisvolle Briefschreiber [Le Mystérieux Correspondant et autres nouvelles inédites.]
Irgendwo, ich weiß nicht mehr, ob in einer Rezension oder in der Verlagswerbung, habe ich in Bezug auf die Texte dieses schmalen Büchleins von einer Sensation gelesen: wiederentdeckte frühe Texte von Marcel Proust! Tatsächlich scheinen diese Erzählungen aber – wenn ich die Einleitung des Herausgebers Luc Fraisse richtig verstehe – zumindest einer Person schon seit…
Caroline Fourest: Von der Sprachpolizei zur Gedankenpolizei
Caroline Fourest ist eine französische Publizistin und Filmemacherin, die sich u. a. einsetzt für Gleichberechtigung der Geschlechter und Lebensformen. Sie selber ist bekennende Lesbe (so im Text). Im vorliegenden Essay (der, anders als das kürzlich besprochene Buch von Helmut Ortner, einen einzigen zusammenhängenden Text darstellt) spricht sie ziemlich genau das gleiche Thema an, das ich…
Wilhelm Raabe: Der Hungerpastor
Der vorliegende Roman zählt zu den Werken der Stuttgarter Zeit Raabes (neben „Abu Telfan“ und „Der Schüdderump“) und wurde von der Kritik eher kühl aufgenommen. Und während mir das zu Beginn als ein zu hartes Verdikt erscheinen wollte (denn ich liebe den auktorialen Erzählstil, den der Autor hier anfangs mit sehr viel Feingefühl und dem…
Jacques Cazotte: Der verliebte Teufel
Auch Jacques Cazotte gehört zur Zahl der Autoren (Frauen findet man keine in der Bibliothek von Babel), deren Name durch Jorge Luis Borges ein wenig weiter bekannt geblieben oder geworden ist – so, dass ihn nicht nur ein paar Eingeweihte kennen (können), sondern alle an phantastischer Literatur Interessierte. Das lohnt sich durchaus. Der Franzose aus…
H. S. Eglund: Nomaden von Laetoli
Eigentlich mag ich diese Frage ja gar nicht, weil ich der Meinung bin, dass es, wenn der Text einmal beim Publikum ist, keine Rolle spielt, was der Autor oder die Autorin damit sagen wollten, sondern nur noch wichtig ist, was der Text (zum Beispiel: mir) wirklich mitteilt. Im Fall des vorliegenden Romans aber stelle ich…
Helmut Ortner: Widerstreit. Über Macht, Wahn und Widerstand
Bericht zur Lage der Nation wurde in der Zeit des Kalten Kriegs ein Ritual genannt, das der Bundeskanzler der BRD zusammen mit dem Bundestag einmal jährlich durchführte, und das vor allem das Verhältnis der beiden deutschen Staaten betraf. Nachdem 1989 die DDR an die BRD angeschlossen worden und somit der Anlass dazu hinfällig geworden war,…
Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften und Briefwechsel. Supplementband – Addenda, Korrigenda, Gesamtregister
Kritische Werkausgaben stehen im 21. Jahrhundert wohl auf dem Aussterbe-Etat. Das hat verschiedene Gründe. Zuallererst fehlt es an Publikum. Selbst Philologen und philologische bzw. literaturwissenschaftliche Institute interessieren sich kaum mehr dafür. Zu sehr riechen sie nach simplem Positivismus – und den hat man ja glücklich überwunden … Das führt dazu, dass nur wenige Kaufinteressent:innen zu…
Martin Liechti: Leicht daneben. Aphorismen + Notate
Aphorismen als ein auf eine Pointe zugespitzter Gedanke verlangen danach, in wenige Worten abgehandelt zu werden. Kurz und knapp, ‚knackig‘ sollte so ein Aphorismus sein. Wenige können das – der Aphorismus gehört zur Hohen Schule des Schreibens. Im deutschen Sprachraum haben wir das Glück (für uns Publikum) bzw. das Pech (für die Mitglieder der schreibenden…