Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey

Das 17. Jahrhundert war die Zeit, als sich (abermals) eine deutschsprachige Literatur zu formen begann. Dafür waren zwei Dinge / Ereignisse vonnöten. Zum einen musste eine gemeinsame sprachliche Grundlage gelegt sein, zum andern musste sich die Dichtkunst vom Odium befreien, einfach nur Lügengeschichten zu erzählen (was über Jahrhunderte der Vorwurf nicht nur der katholischen Kirche…

G. E. Moore: Principia Ethica

Schon der Titel von Moores seminalem Werk soll natürlich an das ebenso seminale Werk eines andern erinnern, nämlich Isaac Newtons Principia Mathematica. Wie Newton die Mathematik und die Physik auf neue Füße gestellt hatte, wollte Moore mit der Ethik vorgehen. Das ist ihm tatsächlich gelungen, und er gilt heute als der erste, der sich der…

Paul Ernst: Erdachte Gespräche

Für einmal habe ich wieder in meiner Kiste der Curiosa gewühlt und bin dabei auf dieses schmale Büchlein gestoßen. Dabei war Carl Friedrich Paul Ernst (1866-1933) zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein in der Literatur zwar nicht berühmter, aber doch bekannter Mann. Der Sohn eines Grubenaufsehers konnte Theologie, Philosophie, Literatur und Geschichte studieren und promovierte…

Erich Fried: an dich denken

Mit dieser Auswahl von Liebesgedichten hat die Büchergilde dieses Jahr (2021) einem weiteren der großen deutschen Lyriker:innen einen Band gewidmet: Erich Fried. Helmut Heißenbüttel soll Frieds Werk zum Dauerhaftesten […], was diese Zeit hervorgebracht hat gezählt haben. Und er hat damit durchaus Recht. Frieds Gedichte lesen sich völlig unprätentiös. Oft finden wir spielerische Verformungen der…

Markus Bundi: Die letzte Kolonie

Markus Bundi ist Lehrer für Philosophie an der Alten Kantonsschule in Aarau, jener Schule also, die auch von Albert Einstein besucht wurde, von Hermann Burger oder auch vom vor allem in der Schweiz bekannten Autor und Liedermacher Franz Hohler. (Ein anderer Schweizer Liedermacher, der Berner Troubadour Mani Matter, ist übrigens im vorliegenden Roman prominent vertreten,…

Hektor Haarkötter: Notizzettel. Denken und Schreiben im 21. Jahrhundert

Vor einem halben Jahrzehnt bin ich über Haarkötters Buch zum Bücherwurm gestolpert und habe es mit großem Vergnügen gelesen. Als ich dann neulich eine recht enthusiastische Rezension zu diesem, seinem neuesten Buch las, war für mich klar, dass ich es ebenfalls lesen wollte. Und nun? Hm. Was soll ich sagen? Der Bücherwurm war offenbar das…

August Klingemann: Faust

Er habe, sagt Klingemann selber in seiner Vorerinnerung (also dem Vorwort), einen ächt dramatischen Faust [Hervorhebung von Klingemann] für die Bühne schreiben wollen, weil seit Lessing der Faust-Stoff zu sehr ins Philosophische gezogen worden sei, und Goethes Faust zwar herrlich, aber nur in Momenten dramatisch sei. Es sei nämlich so, dass die mystischen Beziehungen bei…

Hanspeter Müller-Drossaart: steile flügel

Ein wenig habe ich mich in diese Gedichte verliebt. Ein wenig sehr sogar. Denn dem Autor Hanspeter Müller-Drossaart gelingt hier beinahe so etwas wie die Quadratur des Kreises. Mit wenigen Worten schildert er eine Stimmung, eine Haltung oder eine Handlung. Kein Wort ist zu viel, Rhythmus und Reihenfolge stimmen. Peter von Matt wird im Klappentext…

Carolin Emcke: Gegen den Hass

Für dieses Buch erhielt Carolin Emcke 2016 den Friedenspreis des deutschen Buchhandels – eine um Längen bessere Entscheidung dieses Buchhandels, als es jene von 2014 war, als er diesen Preis dem US-Amerikaner Jaron Lanier zusprach für sein Machwerk Wem gehört die Zukunft?. Emckes Buch ist bedeutend konziser und wird seinem Thema auch besser gerecht. Emcke…