Im Grunde genommen verwendet Dorothy Parker die gleiche Methode wie Jane Austen, wenn es darum geht, ihre Kritik zu formulieren am Patriarchat (um einmal dieses Schlagwort zu verwenden für den ganzen Komplex an sozialen, ökonomischen und gesellschaftlichen Benachteiligungen, denen Frauen bis heute ausgesetzt sind): Sie streut eine feine Schicht von Ironie über ihre Texte. Eine…
Monat: April 2023
Erich Mühsam: Das seid Ihr Hunde wert!
„Träumer“ nannte Volker Weidermann in seinem gleichnamigen Buch (das wir hier vorgestellt haben) jene Handvoll Männer, allesamt Künstler und Anarchisten, die sich im Frühling 1919 an die Spitze des Freistaats Bayern stellten. „Träumer“, weil keiner von ihnen vorher irgendein politisches Amt inne gehabt hatte. „Träumer“, weil sie in Bayern das anarchistische Ideal einer Räterepublik verwirklichen…
Samuel Johnson: Reisen nach den westlichen Inseln bei Schottland [A Journey to the Western Isles of Scotland]
Lassen wir uns nicht von der heutigen Verwendung und Bedeutung der Wörter ‚Schottland‘ und ‚Reisen‘ in die Irre führen. Mit beiden Wörtern verband man 1773, als Johnson zusammen mit seinem jüngeren Freund Boswell zu seiner Reise nach den Hebriden aufbrach, noch etwas andere Inhalte als heute. Es schwangen Ideen mit, die das heute nicht mehr…
Simone de Beauvoir: Die Unzertrennlichen [Les inséparables]
Zaza (wie sie Simone de Beauvoir nannte), ihr Leben und vor allem ihr Tod, haben die Autorin lange Jahre beschäftigt. Zaza hieß mit bürgerlichem Namen Élisabeth Lacoin und stammte aus einer wohlhabenden katholischen Familie, während die wenige Tage jüngere Simone de Beauvoir aus einer Familie stammte, in der es als normal galt, dass der Vater…
Marcel Proust: À la recherche du temps perdu VI. Albertine disparue [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. Die Flüchtige / Entflohene]
Buch VI der Suche nach der verlorenen Zeit existiert auf Französisch in sechs verschiedenen Versionen unter zwei verschiedenen Titeln. Das liegt daran, dass es dieses Buch war und nicht das abschließende siebte, das Proust zuletzt noch überarbeitete, über dieser seiner Arbeit aber verstarb. Da weder er noch sein Verlag Ordnung in ihren Papieren hielten, fanden…
Thomas Halliday: Urwelten
Zeitreisen kennen wir alle aus diversen Science Fiction-Geschichten. Menschen reisen in die Zukunft (seltener in die Vergangenheit, weil nur die Zukunft auch die Möglichkeit bietet, eine bessere oder gar ideale Gesellschaft vorzustellen, die so genannte Utopie) und erleben dort die tollsten Abenteuer. Relativ selten kommen Menschen aus der Zukunft zu uns, oder gar Aliens –…
Jane Austen: Sense and Sensibility [Verstand und Gefühl / auch Vernunft und Gefühl bzw. Sinn und Sinnlichkeit]
Vor fast 10 Jahren haben wir hier Jane Austens ‚Juvenilia‘ vorgestellt – Texte, die zwischen 1790 und 1794 entstanden, von der Autorin selber aber nie veröffentlicht wurden. Diese Texte blieben meist Fragment und zeigen vor allem die Autorin auf der Suche nach der zu ihr passenden Form. Ihr Thema aber hatte sie schon damals gefunden….
Jeremias Gotthelf: Die schwarze Spinne
Ob nun Albert Bitzius den Schriftsteller mehr beeinflusste oder Jeremias Gotthelf den Pfarrer, bleibe dahin gestellt. Tatsache ist, dass Jeremias Gotthelf eigentlich immer Parabeln verfasste des Inhalts, dass nur ein gottgefälliges Leben auch Glück und Segen bringe – und dies auch im materiellen Sinn. Ein lasterhaftes Leben (was auch schon den Genuss von zu viel…
Otto Weininger: Geschlecht und Charakter
An dieses Buch erinnert hat mich jener Unterhaltungskünstler, der im deutschen Fernsehen in verschiedenen Sendegefäßen einen Literaturkritiker spielt. In dieser Rolle klemmt er auch schon mal ein Buch in eine Astgabel, lässt sich das Gesicht schwarz anmalen oder kann – im ehemaligen Wohnhaus von Arno Schmidt, vor dem Schreibtisch des Autors und dessen Zettelkasten stehend…
Thomas Mann: Schwere Stunde
Schwere Stunde verfasste Thomas Mann 1905 als Auftragsarbeit zum Schillerjahr für den Simplicissimus. Mann fiel mit seiner Novelle insofern aus dem Rahmen des damals Üblichen und Erwarteten, als er den Schriftsteller, den Dichter, als einen Leidenden vorstellte und keineswegs als den Liebling der Götter, als den er im 19. und auch noch zu Beginn des…