Rachilde: Nein, ich bin keine Feministin [Pourquoi je ne suis pas féministe]

Rachilde, homme de lettres, so will es das Gerücht, habe auf den Visitenkarten der jungen Schriftstellerin Marguerite Eymery gestanden. (‚Homme‘ hat hier die Bedeutung nicht eines Menschen sondern des Mannes – Frauen nannten sich üblicherweise ‚femme de lettres‘.) Das war die Zeit, als sie Männerkleider trug und auch in ihren literarischen Werken Fragen der geschlechtlichen…

Josephine Tey: Nur der Mond war Zeuge [The Franchise Affair]

Inspektor Alan Grant, der ansonsten in den meisten Kriminalromanen von Josephine Tey als Ermittler auftritt, erhält in diesem Roman nur eine Art Gastauftritt – was allerdings offenbar genügt, dass The Franchise Affair in vielen Auflistungen als Alan Grant-Roman figuriert. Tatsächlich erscheint der Inspektor nur zu Beginn, als er die beiden verdächtigten Frauen in ihrem Landhaus…

Zu Adornos „Jargon der Eigentlichkeit“ – Mastodon-Antwort

Ich wollte mit der Feststellung, dass seine im „Jargon der Eigentlichkeit“ geäußerte Kritik auf ihn selbst zurückfalle, Adorno keine faschismusfreundliche Haltung unterstellen: Aber was er bei den theologisch angehauchten Fundamentalontologen meint feststellen zu können (dass hinter ihrem verqueren Sprachgebrauch sich totalitäre Haltungen verbergen können, dass die Sprache so konzipiert ist, dass man sie mit fast…

Ob und warum man Hegel beiseite schieben könne – Mastodon-Antwort

Hegels Dialektik ist – wo nicht auf absurde Begriffe wie das „Absolute“ oder den Weltgeist angewandt – höchst trivial. These, Antithese, Synthese – dieses „Konzept“ erlebt jeder Mensch, der sich irgendwelcher Argumente bedient. (Hegel tut dies im übrigen nicht: Argumente, die logisch stichhaltig, durchdacht und nachvollziehbar sind und eine Begründungsleistung für das in Frage stehende…

Hermann Broch: Der Tod des Vergil

Stilistisch kann man Hermann Broch getrost als das Chamäleon der deutschen Literatur bezeichnen. Wir haben schon in seiner Schlafwandler-Trilogie*) gesehen, wie er von Band zu Band den Stil dem Inhalt anpasst, so, wenn er zum Beispiel in Band 1, der vorwiegend im Berlin des Jahres 1888 spielt, nachgerade wie Fontane klingt. Das gilt auch für…

Béla Rothenbühler: Polifon Pervers

Vor etwas mehr als einer Woche wurden die Nominierten des Schweizer Buchpreises 2024 bekannt gegeben. Die Longlist des Deutschen Buchpreises, die immer etwas früher als die Schweizer Liste veröffentlicht wird, hat weiter keine Bücher enthalten, die mich interessieren. Einzig, dass Mithu Sanyal wieder nominiert wurde, habe ich zur Kenntnis genommen, aber ihr letztes nominiertes und…

Jasmin Schreiber: Endling

Wir schreiben das Jahr 2041. Die EU hat sich aufgelöst. In Deutschland regieren seit rund einem Jahrzehnt die Faschisten. Diese bemühen sich erfolgreich und unter Anwendung von Gewalt, die Gleichstellung der Frauen rückgängig zu machen. Außerdem ziehen Pandemien im Jahreszyklus um die Welt. Das Artensterben hat an Geschwindigkeit rapide zugenommen. In dieser Welt lebt Zoe,…

Margret Wittmer: Postlagernd Floreana

August 1930: Heinz und Margret Wittmer treffen zusammen mit Harry, Heinz’ Sohn aus erster Ehe, auf Floreana ein. Floreana, das ist die südlichste der Galapagosinseln, so südlich in der Tat, dass Charles Darwin sie seinerzeit gar nicht erst besucht hatte. Politisch gehört sie zu Ecuador. Aber 1930 kümmert sich dieser Staat nicht groß um diese…

Jules Verne: Le Sphinx des glaces [Die Eissphinx]

Was ist das Resultat, wenn ein nur mäßig begabter Romancier von Weltruf sich bemüßigt fühlt, für den einzigen und bestenfalls mäßig gelungenen Roman eines anderen Autors von Weltklasse eine Fortsetzung zu schreiben? Richtig: ein so ziemlich misslungener Roman, nämlich Die Eissphinx. Dieser Roman von Jules Verne stellt eine Art Fortsetzung dar des Romans The Narrative…

Sebastian Domsch: Brooklyn. Ort der Literatur

Sebastian Domsch (Jahrgang 1975) ist Professor für Anglophone Literatur und Kultur an der Universität Greifswald – prädestiniert also für ein Buch über Brooklyn als Ort der Literatur. Seine Fachkenntnisse kommen sehr gelegen. Dennoch handelt es sich hier nicht (nur) um ein Buch für Dozierende oder Studierende der Literatur- oder der Kulturwissenschaften. Auch Amateure und Amatricen…