Johann Jakob Spreng: Allgemeines deutsches Glossarium. Ein historisch-etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Band 4. H – L

Warum ich ein Glossarium, also ein Wörterbuch, bandweise von vorn nach hinten lese, habe ich in meinen Ausführungen zum ersten Band von Sprengs Glossarium bereits geschrieben. (Eigentlich „lese“ ich ja nicht. Ich blättere, lasse meine Augen über durch die Spalten schweifen, und wenn mir ein Wort als interessant auffällt, lese ich den Eintrag. Und natürlich lese ich viel mehr, als ich hier rapportiere.) In meinen Ausführungen zum ersten Band steht auch alles Nötige zur Entstehungs- und Publikationsgeschichte dieses Werks. Das werde ich also nicht mehr wiederholen.

Zu Band 4 ist höchstens speziell zu betonen, dass Sprengs Vorgaben, die er sich selber gegeben hat, dafür sorgt, dass hier relativ viele Wörter stehen, die für uns (jedenfalls für mich!) doch einigermassen uninteressant sind. Vor allem der Buchstabe ‚H‘ wird aufgebläht dadurch, dass Spreng viele Wörter aus angelsächsischen, altenglischem oder keltischem Schriften aufnimmt, die der damaligen Rechtschreibung folgend gerne mit ‚h + Konsonant‘ beginnen. (Und diese Schriften, bzw. Sprachen, betrachtete er ja ebenfalls als ‚deutsch‘.)

Nicht typisch nur für Spreng, sondern für die ganze Epoche, ist hingegen der Umstand, dass – vor allem im Anlaut – ‚I‘ und ‚J‘ nicht nach den heutigen Regeln unterschieden werden. Spreng schreibt des öfteren ein ‚I‘, wo wir heute ein ‚J‘ erwarten würden. Und umgekehrt.

Nun aber zu den paar Wörtern, die ich mir aus Band 4 herausgeschrieben habe:

*Haafisch, eine Gattung Meerhündchen [Seehunde], die den Menschen, und sonderlich dessen edlere Teile sehr begihrig verzehren. Ital. Boloma. (Ol. Magn. B. XXI. 22.)

Ich vermute doch, dass Olaus Magnus (und mit ihm Spreng) bei den edleren Teilen nicht an das menschliche Hirn gedacht haben …

Helenopolis, soll nach Einigen die Stadt Frankfurt an dem Maÿn heissen. (Feesch)

Liebe Frankfurter/innen: Wie wär’s?

hübsche Leute, lustige Waare, Spielleute. Ze dem brutloufe sol nit me hübscher lüte sin wan zween giger und zweeb toiber, {d. i.} Flötenspieler. (Zür. Richtbr. und Bodm. Gl. darüb.)

Nicht, dass wir es nicht schon gewusst hätten.

Jdioten, Idiotae, heissen nicht nur überhaupt geringe Bürgersleute und Ungelehrte, sondern insbesondere die Laÿenbrüder in den Klöstern, Conversi, und die weder schreiben noch lesen können. (Du Fr.)

Dass man den Gebrauch dieses Worts später dann auf Behinderte eingeschränkt und als Schimpfwort verwendet hat, und man es heute deshalb nicht mehr verwenden sollte, könnte man ja wieder korrigieren, so, wie Gebrauch und Bedeutung des Wortes ‚geil‘ wieder aus der obszönen Sexualsprache gerettet und eine ältere Bedeutung in ihr Recht gesetzt worden ist.

Krabbel an der Wand, heisßt das Bier in Eisleben. s. Gnade und Barmherzigkeit.

Ich glaube nicht, dass ich dieses Bier versuchen möchte …

*Luftgeschichtskunde, meteorologia.

Könnte man, finde ich, wieder einführen. Jedenfalls wäre dieses Wort einfacher auszusprechen als der altgriechische Fachbegriff.


Heinrich Löffler (Hg.): Johann Jakob Spreng: Allgemeines deutsches Glossarium. Ein historisch-etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. Band 4. H – L. In Zusammenarbeit mit Suzanne de Roche, unter Mitarbeit von Willy Elmer, Mathilde Gyger, Christof Meissburger und Michael Saave (Transkription), sowie Gabriel Schaffter (Recherche, Koordination). In Verbindung mit der Handschriftenabteilung der Universitätsbibliothek Basel unter der Leitung von Ueli Dill. Basel: Schwabe, 2022.

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