Stanisław Lem: Phantastik und Futurologie I

Am 12. oder 13. September 1921 kam Stanisław Lem zur Welt. Das Geburtsdatum variiert je nach Quelle; es geht das Gerücht, Lem hätte seine Geburt vom 13. auf den 12. September vordatiert aus Gründen des Aberglaubens. Sei dem, wie dem sei – nach 100 Jahren spielt das keine große Rolle mehr, und ich bilde mit…

Catull: Sämtliche Gedichte

Odi et amo. Quare id faciam, fortasse requiris. Nescio, sed fieri sentio et excrucior. Epigramm N° 85 Mit diesen beiden Zeilen – oder eigentlich sogar nur mit den ersten drei Wörtern – hat Catull literarischen Weltruhm errungen. Keinem vor oder nach ihm ist es gelungen, in dieser Kürze und Eindringlichkeit die Gefühle eines verschmähten Liebhabers…

Heinrich Heine: Der Doktor Faust. Ein Tanzpoem, nebst kuriosen Berichten über Teufel, Hexen und Dichtkunst.

Er wolle durchaus nicht in Konkurrenz treten zu Goethe und ihn auch nicht kritisieren, wie es zum Beispiel August Klingemann getan habe, schreibt Heine selber in seiner Einleitenden Bemerkung. Tatsächlich war es offenbar so, dass er eine Anfrage aus London erhielt, ob er nicht den Stoff zu einem Ballett liefern könne. Was er denn auch…

Savinien Cyrano de Bergerac: Die Reise zum Mond

Savinien Cyrano de Bergerac kennt man hierzulande – wenn überhaupt – als Erotiker und Raufbold aus diversen Filmen. Die wiederum basieren praktisch alle auf einem Theaterstück, das ein gewisser, ansonsten recht unbekannter Edmond Rostand 1897 geschrieben hat, also ein rundes Vierteljahrtausend nach Cyranos Tod und recht unbekümmert um die Tatsache, dass wir sehr wenig von…

Guy de Maupassant: Irrfahrten [La vie errante]

Wenn man das erste Kapitel dieses Buchs liest – es trägt völlig zu Recht den Titel Überdruss –, wird man das Gefühl nicht los, hier schreibt ein Getriebener, ein Gehetzter, ein Gejagter. Wer oder was ihn treibt, hetzt, jagt, wird aber nicht klar. Das legt sich ein wenig in späteren Kapiteln, aber eine gewisse Unruhe…

Martin Opitz: Buch von der Deutschen Poeterey

Das 17. Jahrhundert war die Zeit, als sich (abermals) eine deutschsprachige Literatur zu formen begann. Dafür waren zwei Dinge / Ereignisse vonnöten. Zum einen musste eine gemeinsame sprachliche Grundlage gelegt sein, zum andern musste sich die Dichtkunst vom Odium befreien, einfach nur Lügengeschichten zu erzählen (was über Jahrhunderte der Vorwurf nicht nur der katholischen Kirche…

G. E. Moore: Principia Ethica

Schon der Titel von Moores seminalem Werk soll natürlich an das ebenso seminale Werk eines andern erinnern, nämlich Isaac Newtons Principia Mathematica. Wie Newton die Mathematik und die Physik auf neue Füße gestellt hatte, wollte Moore mit der Ethik vorgehen. Das ist ihm tatsächlich gelungen, und er gilt heute als der erste, der sich der…

Paul Ernst: Erdachte Gespräche

Für einmal habe ich wieder in meiner Kiste der Curiosa gewühlt und bin dabei auf dieses schmale Büchlein gestoßen. Dabei war Carl Friedrich Paul Ernst (1866-1933) zu Beginn des 20. Jahrhunderts ein in der Literatur zwar nicht berühmter, aber doch bekannter Mann. Der Sohn eines Grubenaufsehers konnte Theologie, Philosophie, Literatur und Geschichte studieren und promovierte…

Erich Fried: an dich denken

Mit dieser Auswahl von Liebesgedichten hat die Büchergilde dieses Jahr (2021) einem weiteren der großen deutschen Lyriker:innen einen Band gewidmet: Erich Fried. Helmut Heißenbüttel soll Frieds Werk zum Dauerhaftesten […], was diese Zeit hervorgebracht hat gezählt haben. Und er hat damit durchaus Recht. Frieds Gedichte lesen sich völlig unprätentiös. Oft finden wir spielerische Verformungen der…

Markus Bundi: Die letzte Kolonie

Markus Bundi ist Lehrer für Philosophie an der Alten Kantonsschule in Aarau, jener Schule also, die auch von Albert Einstein besucht wurde, von Hermann Burger oder auch vom vor allem in der Schweiz bekannten Autor und Liedermacher Franz Hohler. (Ein anderer Schweizer Liedermacher, der Berner Troubadour Mani Matter, ist übrigens im vorliegenden Roman prominent vertreten,…