Als ich den Namen des Autors und den Titel dieses Romans zum ersten Mal las, war mein erster Gedanke: Das klingt nach Sturm und Drang! Das Erscheinungsjahr allerdings ließ mich stutzen: 1791. 1791 war der Sturm und Drang schon tot; selbst der Nachzügler Schiller hatte 1787 mit Dom Karlos das letzte seiner zu dieser Epoche…
Aperçus
Neil MacGregor: Eine Geschichte der Welt in 100 Objekten
Nochmals eine neue Form von Geschichtsschreibung. Nachdem Tamim Ansary in seinem (leider zu kurzen) Buch Die unbekannte Mitte der Welt zwar nicht die Form der Geschichtsschreibung als chronologische Abfolge von Taten von Völkern und ihren Herrschern verlassen hat, aber dafür den ansonsten im Westen üblichen Standpunkt des Westens für eine östliche Sichtweise vertauscht hat, was…
Friedhelm Decher: Besuch vom Mittagsdämon. Philosophie der Langeweile.
Dechers Bücher über die Erkenntnistheorie oder die Philosophie des Selbstmords habe ich mit viel Vergnügen gelesen: Profunde, kluge Abhandlungen verbunden mit einer kleinen Philosophiegeschichte. Ähnliches hatte er sich hier mit der Langeweile vorgenommen, allerdings ist der Versuch weit weniger gelungen. Vielleicht liegt das schlicht am Thema bzw. in dem, was Philosophen über die Langeweile in…
Oliver Sacks: Die feine New Yorker Farngesellschaft [Oaxaca Journal]
Die New Yorker Farngesellschaft gibt es wirklich. Oder sagen wir genauer: Es gab sie sicher noch im Jahr 2000, als Oliver Sacks, offizielles Mitglied derselben, mit ein paar Vereinsschwestern und -brüdern, sowie Mitgliedern aus andern lokalen Sektionen der American Fern Society nach Mexiko reiste, um dort zu botanisieren. Die US-amerikanische Muttergesellschaft existiert noch heute; leider…
Tamim Ansary: Die unbekannte Mitte der Welt
Ansary kam 1948 in Kabul (Afghanistan) als Sohn einer amerikanisch-finnisch-jüdischen Mutter und eines afghanischen Vaters zur Welt. Er wuchs in Afghanistan auf, kam aber offenbar von Anfang an in den Genuss einer Erziehung, die östliche wie westliche Werte vermittelte. So kam es, dass er offenbar lokale Schulen besuchte, aber auch ihn besonders faszinierende Geschichtswerke auf…
Immanuel Kant: Schriften zur Ethik und Religionsphilosophie
Im vierten Band seiner Studienausgabe hat der Herausgeber Wilhelm Weischedel die grossen und berühmten Schriften Kants zur Ethik versammelt. (Ein paar kleinere, gibt er im Nachwort zu, hat er bereits in Band 3 untergebracht – ganz einfach, weil sonst der vorliegende Band zu dick geworden wäre. Die haben wir ja schon vorgestellt.) Wir finden also…
Diskussionskultur einst und jetzt: Bemerkungen zu „Imanuel Geiss: Die Habermas-Kontroverse“
Ein Jahr vor der Wende zog Imanuel Geiss ein erstes Fazit des unerquicklichen Historiker-Streits – in der Hoffnung, damit zur Beruhigung und Versachlichung der Auseinandersetzung beizutragen. Seine eigene Position im politischen Spektrum bezeichnet er dabei als „links der Mitte“, wenngleich er aufgrund erster Wortmeldungen dem neokonservativen Lager zugezählt wurde – zu Unrecht. Zum Streit an…
George MacDonald: Lilith
Ohne John Bunyan ist George MacDonald nicht zu denken. Dennoch findet man beim Stöbern nach MacDonald keine Hinweise auf den englischen Baptistenprediger des 17. Jahrhunderts oder sein einziges heute noch bekanntes Werk The Pilgrim’s Progress from This World to That Which Is to Come. In diesem Werk schildert Bunyan in einer gross angelegten Allegorie das…
Gerald M. Edelman: Das Licht des Geistes. Wie Bewusstsein entsteht.
Gerald M. Edelman hat 1972 den Medizin-Nobelpreis erhalten (mit Arbeiten zu einem derzeit hochaktuellen Thema, dem der Antikörper) und sich später der Neurobiologie zugewandt. Dort hat er u. a. die „Theorie der neuronalen Gruppenselektion“ (TNGS) entwickelt, ein Konzept, das er in diesem Buch vorstellt und das grundlegend ist für seine Vorstellung, wie das Gehirn so…
Johann Gottfried Herder: Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit. [1785:] Zweiter Teil
Nachdem Herder im ersten Teil seiner Ideen zur Philosophie der Geschichte der Menschheit zunächst die Erde als Stern unter Sternen verortet, danach deren physische Beschaffenheit (so lautet eine Kapitelüberschrift: Der Planet, den wir bewohnen, ist ein Erdgebürge, das über die Wasserfläche hervorragt.) näher skizziert hat, lässt er die Organisation (will sagen: die Physiologie) von Pflanzen,…