Ingeborg Bachmann / Max Frisch: »Wir haben es nicht gut gemacht.«

Gut editierte und gut kommentierte Ausgaben von Briefwechseln, pflege ich jeweils zu sagen, können eine Biografie ersetzen. Dass ich dabei in erster Linie an Gesamtausgaben von Briefen eines Autors / einer Autorin denke, versteht sich hoffentlich von selbst. Der Briefwechsel nur von zwei Briefpartnern kann zwar eine ähnliche Funktion erfüllen, ist aber problematischer, insbesondere, wenn…

Jean Paul: Levana

Wer im Internet nach „Levana“ sucht, wird wahrscheinlich auf dieselben drei oder vier Suchresultate stoßen wie ich. Da ist zunächst eine der vielen minderen Gottheiten der alten Römer, Levana. Dann ein schlecht verkleideter Verein von Impfschwurblern, der sich anheischig macht, Elternstammtische dazu gründen zu helfen. Dann findet man eine Heilpflege- und Erziehungsanstalt in Baden bei…

Karl Vorländer: Immanuel Kant. Der Mann und das Werk

Es gibt Philosoph:innen, die Philosophiegeschichte geschrieben haben, weil sie eine neue Lösung zu einem alten Problem gefunden haben, ein so genanntes ‚System‘. Die meisten allerdings sind Kärrner im Steinbruch der Philosophie, Galeerensklaven, die im Schweiße ihres Angesichts malochen, um ihre Subsistenz im akademischen Betrieb fristen zu können. Viele beschäftigen sich gar nicht mehr mit den…

Johann Wolfgang Goethe: Maximen und Reflexionen

Goethe, wie wir wissen, hat nie ein Buch mit dem Titel Maximen und Reflexionen verfasst. Sicher, er hat die darin enthaltenen Sprüche und Gedankensplitter niedergeschrieben – manchmal auch nur abgeschrieben, ohne das im Übrigen speziell zu kennzeichnen. Das war ganz im Sinne seiner Altersphilosophie. Was ihm, seinem Wesen und Denken, entsprach, konnte assimiliert werden und…

Jean Paul: Auswahl aus des Teufels Papieren

Wer im Internet nach der Auswahl aus des Teufels Papieren sucht, dem werden zunächst und vor allem jede Menge Seiten angezeigt, die das Buch verkaufen bzw. den Text zum Download anbieten. Einige dieser Seiten habe ich im Verdacht, dass sie zwar das Buch gegenüber der Suchmaschine ausweisen; wenn man aber auf den Link klinkt, wird…

Matthias Claudius: Ausgewählte Werke

Wer sich in der deutschen Literatur der Goethe-Zeit tummelt, wird immer wieder über den Namen Asmus stolpern – Asmus omnia sua secum portans, wie er sich auf dem Titelblatt der Sämtliche[n] Werke des Wandsbecker Boten genau nannte. Ja, noch Raabe konnte ihn ohne Probleme zitieren und Asmus‘ Bekanntheit reicht bis ins 20. Jahrhundert; erst in…

Christian Reuter: Schelmuffskys warhafftige curiöse und sehr gefährliche Reisebeschreibung zu Wasser und zu Lande

Habent sua fata libelli. Dieses Buch war lange Zeit praktisch verschollen. 1696 zum ersten Mal erschienen, verschwand es sehr rasch – nicht nur aus den Buchhandlungen, sondern de facto aus dem Gedächtnis des Publikums. Es war wohl ursprünglich sowieso nicht ein Bestseller gewesen, allenfalls löste es damals in Leipzig einen gewissen Skandal aus, denn es…

Gottfried August Bürger: Briefwechsel. Band III: 1780 – 1789

Armer Bürger! – Mit diesem Ausruf habe ich damals meine Vorstellung des zweiten Bands des Briefwechsels von Gottfried August Bürger angefangen. Und mit: Armer Bürger! muss ich auch dieses Aperçu über Band III einleiten. Denn im Grunde genommen hat sich wenig geändert für Bürger in dem Jahrzehnt von 1780 bis 1789 und seine Situation, sein…

Hektor Haarkötter: Notizzettel. Denken und Schreiben im 21. Jahrhundert

Vor einem halben Jahrzehnt bin ich über Haarkötters Buch zum Bücherwurm gestolpert und habe es mit großem Vergnügen gelesen. Als ich dann neulich eine recht enthusiastische Rezension zu diesem, seinem neuesten Buch las, war für mich klar, dass ich es ebenfalls lesen wollte. Und nun? Hm. Was soll ich sagen? Der Bücherwurm war offenbar das…

Johann Heinrich Merck: Gesammelte Schriften und Briefwechsel. Supplementband – Addenda, Korrigenda, Gesamtregister

Kritische Werkausgaben stehen im 21. Jahrhundert wohl auf dem Aussterbe-Etat. Das hat verschiedene Gründe. Zuallererst fehlt es an Publikum. Selbst Philologen und philologische bzw. literaturwissenschaftliche Institute interessieren sich kaum mehr dafür. Zu sehr riechen sie nach simplem Positivismus – und den hat man ja glücklich überwunden … Das führt dazu, dass nur wenige Kaufinteressent:innen zu…