Leconte de Lisle: Poèmes barbares

Barbarische Gedichte – damit ist nicht Lyrik gemeint, die schlecht gefügt ist, brutale bzw. unanständige Themen präsentiert oder was wir auch immer an Negativem mit dem Wort ‚barbarisch‘ verbinden. Im Gegenteil: Auch wenn Leconte de Lisle manchmal (selten!) den Reim etwas erzwingt (zum Beispiel ein kurzes ‚o‘ auf ein langes reimt), so sind hier doch…

Romain Rolland: Empédocle d’Agrigente et l’âge de la haine [Empedokles von Agrigent und das Zeitalter des Hasses] / L’éclair de Spinoza [–]

So seltsam es klingen mag: Dies sind die ersten Texte von Romain Rolland, die ich in meinem Leben gelesen habe. Ich kannte natürlich den Namen und gewisse Eckpunkte seiner Biografie: Nobelpreis 1915 (als bereits dritter Franzose bei der vierzehnten Verleihung); einer der bekanntesten französischen Intellektuellen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; bekannt vor allem durch…

Augustinus: Vom Gottesstaat (De civitate Dei). Buch 11-22

Eigentlich hatte Augustinus für seinen Gottesstaat eine recht rigide Struktur vorgesehen. Eigentlich … In Tat und Wahrheit trat ihm dann – vor allem im zweiten Teil, in dem es um den eigentlichen „Gottesstaat“ geht, im Gegensatz zum weltlichen Staat – seine Weitschweifigkeit in den Weg. Ich weiß nicht, ob es Altersgeschwätzigkeit war, wie der Herausgeber…

Ralph Waldo Emerson: Tagebücher

Tagebücher sind ungefähr so individuell wie die Personen, die welche schreiben. Das gilt natürlich auch für jene, die den Weg ans Licht der Öffentlichkeit gefunden haben. Da sind jene, die in großer Regelmäßigkeit, oft wirklich täglich, geführt werden, die aber im Grunde genommen nur mehr oder minder repetitive Aufzählungen dessen sind, was der oder dem…

Li Gi – Das Buch der Riten, Sitten und Bräuche

Vorliegender Text ist einer der so genannten „Fünf Klassiker“ des Konfuzianismus. Er wurde in China lange Zeit traditionell dem Meister persönlich zugeschrieben. Heute herrscht allgemein die Meinung, dass wir hier eine relativ späte Sammlung und Bearbeitung verschiedener Texte vor uns haben, die zwar alle aus dem Konfuzianismus stammen, aber zum Teil erst im 2. Jahrhundert…

Jeremy Adler: Goethe

Dieses Buch ist ursprünglich als eine kurze Biographie entstanden (so der Autor in der Vorbemerkung der deutschen Ausgabe). Das Original war für ein Publikum gedacht, dem Goethe vielleicht nur dem Namen nach bekannt war, und das eine Einführung in sein Leben und Werk suchte. (a.a.O.) Dem Namen nach bekannt müsste Goethe eigentlich allen Lesenden von…

Paul Scheerbart: Münchhausen und Clarissa

Berlin im Januar 1905. Der alte Baron Münchhausen ist in der Stadt und alle Welt ist in Aufruhr. Na ja … vielleicht nicht „alle Welt“, aber zumindest Clarissa, die achtzehnjährige Tochter des Grafen Rabenstein. Sie war schon immer eine große Verehrerin des Barons; das einzige ‚klassische‘ Gemälde, das in der ansonsten nach modernsten Gesichtspunkten durch…

Wilhelm Weischedel: Die philosophische Hintertreppe

Dieses Buch wollte ich schon vor schätzungsweise fünfzig Jahren ‚irgendeinmal‘ oder auch ‚demnächst‘ lesen und bin aus irgendwelchen Gründen nie dazu gekommen. Bis vor kurzem. Es gibt den schönen Satz: „Besser spät als nie.“ Es gibt aber auch den bedauernden Ausruf: „Zu spät!“ … Zu spät tatsächlich habe ich dieses Buch nun gelesen. Es hätte…

Plotin: Schriften in deutscher Übersetzung. Teilband 2 • Schriften 39-54 / Porphyrios: Über Plotins Leben und über die Ordnung seiner Schriften

Teilband 2 enthält cum grano salis die reifen und späten Schriften Plotins. Man merkt es bei der Lektüre: Der Philosoph ist sich jetzt seines Themas sicher und hat sein System so weit ausgefeilt, dass es ohne größere innere Widersprüche formuliert werden kann. Sein Schüler Porphyrios, in der zum Schluss beigefügten Abhandlung Über Plotins Leben und…

Friedrich Wilhelm Joseph Schelling: System des transzendentalen Idealismus

Schelling, der Philosoph, war ein Chamäleon. Er änderte den Zuschnitt seiner Philosophie in ungefähr dem gleichen Rhythmus wie seine Zeitgenossen Zuschnitt und Farbe ihrer Weste. Wobei meine beiden Vergleiche aber auch darauf hinweisen wollen, dass Grundlegendes beibehalten wird. Das Chamäleon bleibt ein Chamäleon, gleichgültig, welche Farbe es aktuell angenommen hat. Und eine Weste bleibt eine…