H. Welzer, S. Moller, K. Tschuggnall: „Opa war kein Nazi“

Wie sind die Deutschen mit ihrer Geschichte umgegangen abseits der offiziellen Geschichtsschreibung – welches Bild der nationalsozialistischen Zeit wurde innerhalb der Familie tradiert bis in die Enkelgeneration? Diesem Antagonismus (denn ein solcher sollte es sein) sind die Autoren in dieser Studie nachgegangen, indem sie knapp 200 Personen (inklusive Kinder- und Enkelgeneration) allein und in der…

Francis Fukuyama: Das Ende der Geschichte

Francis Fukuyama verkündete zu Beginn der 90er (nach dem Zusammenbruch des Ostblocks) das „Ende der Geschichte“ und wollte im Sinne klassischer Theorien Universalgeschichte schreiben: Geschichte also, die auf ein Ende zustrebt, ein Telos besitzt (und deren Eigenart darin besteht, das sie stets dann endet, wenn der betreffende Universalgeschichtsschreiber sein Werk schreibt). Für ein derartiges Vorhaben…

Daniel L. Schacter: Aussetzer

Daniel Schacter, ein Psychologieprofessor an der Harvard University in Cambridge, ist vor allem mit Büchern über die verschiedenen Formen des Erinnerns (respektive Vergessens) bekannt geworden. Im vorliegenden Buch analysiert er sieben verschiedene Fehlleistungen unseres Gedächtnisses, die jedem mehr-weniger bekannt sind. Er beginnt mit der Transienz, dem ganz natürlichen Verblassen von Erinnerungen (was denn aber so…

Alexander Carius, Harald Welzer, Andre Wilens (Hrsg.): Die offene Gesellschaft und ihre Freunde

Nach der ersten Euphorie der Willkommenskultur wurde das Raunen aus rechten und nationalistischen Ecken immer lauter: Dem entgegenzuwirken haben Alexander Carius und Harald Welzer eine Art wanderndes Diskussionsforum gegründet, um über die unterschiedlichen Implikationen der „Flüchtlingskrise“ (und eine der Autorinnen des Buches hat Recht, wenn sie es lächerlich findet, wenn wir von „Krise“ sprechen, Krisen…

Götz Aly: Macht – Geist – Wahn

Macht – Geist – Wahn – diese „Kontinuitäten“ meint Götz Aly in der deutschen Geschichte des 20. Jahrhunderts wahrzunehmen. Und davon handeln auch die Arbeiten in diesem Buch, wobei die Zeit des Nationalsozialismus immer hineinspielt – bzw. der Umgang mit den Ereignissen post festum. Aly hat in anderen Büchern sich intensiv mit den Bereichen Euthanasie,…

Hans Woller: Gerd Müller

Eigentlich sind Sportlerbiographien ein Genre, das wenig anziehend auf mich wirkt. Bei diesem Buch habe ich eine Ausnahme gemacht – zu Recht, wie sich herausstellen sollte. Dem Zeithistoriker Hans Woller ist eine ganz ausgezeichnete Darstellung des „Bombers der Nation“ geglückt, ganz ohne hagiographische Elemente, die einen Einblick in die (sport-)politische Landschaft Bayerns der 60er und…

Niall Ferguson: Der Aufstieg des Geldes

Dem Autor gelingt mit diesem Buch eine gut lesbare, spannende Darstellung eines eigentlich sperrigen Themas, nämlich der Wirtschaftsgeschichte. Dabei verdienen zwei Aspekte besondere Beachtung: Die historische Aufarbeitung der Entstehung des Geldes als auch der durch den Erscheinungszeitpunkt des englischen Originals (Mai 2008) brisante Ausblick, bei dem sich Ferguson in weiser Voraussicht von den zu Derivaten…

Maryanne Wolf: Das lesende Gehirn

Was macht die geschriebene Sprache aus uns, geht ihr Einfluss über den kulturellen Aspekt hinaus, sodass sogar die Art und Weise unseres Denkens beeinflusst wird von der Fähigkeit zu lesen? Diesen und verwandten Themen geht Wolf in diesem Buch nach, wobei drei Bereiche unterschieden werden: Die Entwicklung der geschriebenen Sprache, der ersten Alphabete und die…

Claude Mossé: Der Prozeß des Sokrates

Claude Mossé ist eine mir bislang unbekannte, französische Althistorikerin, die sich in diesem Buch mit dem wohl berühmtesten Prozess der Geschichte auseinandersetzt. Und sie tut dies auf äußerst profunde und lesenswerte Weise, von den zahlreichen zu diesem Fall erschienenen Büchern gehört dieses hier zu den besten. Das liegt zum einen an der fachlichen Kompetenz der…

Elizabeth Kolbert: Das sechste Sterben

Fünf große Aussterbeereignisse sind aus der Geschichte bekannt, ob wir uns derzeit in einem sechsten befinden, das auch eine neue Epochenbezeichnung verdienen würde, ist umstritten. Aber allenthalben ist vom Anthropozän die Rede, von einem Zeitalter, in dem der Mensch einen ungeheuren (negativen) Einfluss auf die Artenvielfalt der Erde nimmt. Dieses sechste Sterben (dessen Geschwindigkeit mit…