Bericht zur Lage der Nation wurde in der Zeit des Kalten Kriegs ein Ritual genannt, das der Bundeskanzler der BRD zusammen mit dem Bundestag einmal jährlich durchführte, und das vor allem das Verhältnis der beiden deutschen Staaten betraf. Nachdem 1989 die DDR an die BRD angeschlossen worden und somit der Anlass dazu hinfällig geworden war,…
Kategorie: Politik und Gesellschaft
Soziologisches, Politisches, Nationalökomomie etc.
Thomas Paine: Rights of Man [Die Rechte des Menschen]
Thomas Paine kannte in seinem Leben nur eine relativ kurze Zeit der Bekanntheit und Anerkanntheit. Kindheit, frühes und mittleres Mannesalter verliefen ohne größere Ereignisse, außer dass er 1774 aus dem Zolldienst entlassen wurde, weil er sich in einer Petition für eine bessere Bezahlung seiner Kollegen eingesetzt hatte. Damals kannte er bereits Franklin und konnte nach…
Alan M. Turing: Computing Machinery and Intelligence / Können Maschinen denken?
Turings Aufsatz ist 1950 in der renommierten Zeitschrift Mind (N° 59) erschienen. Der deutsche Titel stützt sich dabei auf dessen ersten Satz. In diesem Aufsatz erweist sich Turing einmal mehr als Verfechter der These, dass Maschinen (eines Tages) denken können. Er geht dabei von so genannten Turingmaschinen aus, bei denen es sich – anders, als…
Niccolò Machiavelli: Der Fürst [Il Principe]
Wann immer staatsphilosophische oder -theoretische Fragen zur Diskussion stehen, wird früher oder später – meist früher – der Name Machiavellis fallen und des einzigen Textes, der von ihm die Zeiten wirklich überlebt hat. Nicht ganz so schlimm, aber ähnlich, ist es bei Diskussionen zu Staatsutopien bzw. -dystopien. Bis heute wird Machiavelli dann jeweils meist die…
Konfuzius: Gespräche (Lun Yü)
Konfuzius hat es im Westen – im Gegensatz zu zum Beispiel Buddha – nie zu Popularität gebracht. Ja, selbst im Osten ist seine Philosophie – mit, wenn ich mich nicht irre, der Ausnahme Koreas – nicht über die Grenzen seiner Heimat China hinausgekommen. Hier allerdings genoss er eine Zeitlang nahezu göttliche Verehrung. Selbst Mao, der…
Baltasar Gracián: Handorakel und die Kunst der Weltklugheit
Dass Arthur Schopenhauer ausgerechnet das Handorakel des beinahe 200 Jahre älteren spanischen Jesuiten Baltasar Gracián y Morales ins Deutsche übersetzte, ist durchaus nachvollziehbar. Da ist einmal die elegante Sprache des Spaniers: Kurze Sätze und parataktische Reihungen machen den Text eingänglich und leicht verständlich, ohne es an stilistischen Feinheiten mangeln zu lassen. Beide teilen sich eine…
Sam Harris: Das Ende des Glaubens
Harris gehört zu den bekanntesten Atheisten und wird gerne in einem Atemzug mit Richard Dawkins, Daniel Dennett oder Christopher Hitchens genannt. Das vorliegende Buch erreichte enorme Auflagezahlen, ist aber auf verstörende Weise intellektuell inkonsistent, was wohl auch einer philosophischen Selbstüberschätzung des Autors geschuldet ist. Im ersten Teil kritisiert Harris die beiden großen Buchreligionen Christentum und…
Wolfgang Schivelbusch: Das Paradies, der Geschmack und die Vernunft
Untertitel: Eine Geschichte der Genußmittel. Schon die Orthografie von ‚Genuss‘ weist darauf hin, dass das Buch noch vor der letzten Rechtschreibreform gedruckt worden sein muss – es stammt tatsächlich aus dem Jahr 1980 (bzw., weil ich die zweite Auflage vor mir habe: 1981) und ist damals im Carl Hanser Verlag erschienen. Meines Wissens ist es…
Diskussionskultur einst und jetzt: Bemerkungen zu „Imanuel Geiss: Die Habermas-Kontroverse“
Ein Jahr vor der Wende zog Imanuel Geiss ein erstes Fazit des unerquicklichen Historiker-Streits – in der Hoffnung, damit zur Beruhigung und Versachlichung der Auseinandersetzung beizutragen. Seine eigene Position im politischen Spektrum bezeichnet er dabei als „links der Mitte“, wenngleich er aufgrund erster Wortmeldungen dem neokonservativen Lager zugezählt wurde – zu Unrecht. Zum Streit an…
Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen
Mit einem anderen Buch der Autorin habe ich mir recht schwer getan, bei diesem war es nicht viel anders. Unterschiedlich aber ist die Form, dies ist kein Fachbuch, sondern eher eine Essaysammlung (die Autorin verfasst neun Briefe an den fiktiven Leser, in denen sie eine Lanze für das Lesen, das analoge Lesen bricht). Dieses Plädoyer,…