Nach Romain Rolland gleich ein weiterer bekannter Autor, von dem ich bisher noch nie etwas gelesen habe. Auch er französischsprachig (allerdings stammte er aus Belgien), auch er einer der frühen Empfänger des Nobelpreises für Literatur (sogar noch vor Rolland, nämlich 1911), auch ihn stelle ich nicht mit einem literarischen Text vor sondern mit einem theoretischen…
Kategorie: Essay
Der kleine Versuch – zwischen Belletristik und Wissenschaft
Romain Rolland: Empédocle d’Agrigente et l’âge de la haine [Empedokles von Agrigent und das Zeitalter des Hasses] / L’éclair de Spinoza [–]
So seltsam es klingen mag: Dies sind die ersten Texte von Romain Rolland, die ich in meinem Leben gelesen habe. Ich kannte natürlich den Namen und gewisse Eckpunkte seiner Biografie: Nobelpreis 1915 (als bereits dritter Franzose bei der vierzehnten Verleihung); einer der bekanntesten französischen Intellektuellen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts; bekannt vor allem durch…
Charles-Augustin Sainte-Beuve: Pour la critique
Vom Titel dieses Buches gibt es keine deutsche Übersetzung, ganz einfach, weil es keine deutsche Version vom Buch gibt. Ich habe, offen gestanden, nicht einmal nachgeschaut, ob es von Sainte-Beuve überhaupt etwas auf Deutsch gibt. Was wir hier aber auf Französisch vor uns haben, ist eine Zusammenstellung verschiedener Essays, die Charles-Augustin Sainte-Beuve im Laufe seines…
Hugo Schwaller: Michel de Montaigne in Lucca (1581)
Hugo Schwaller muss ungefähr zur gleichen Zeit wie ich die gleiche Universität besucht haben, was erklären könnte, warum mir sein Name so bekannt vorkommt. Allerdings sagt mir sein Gesicht nichts; normalerweise ist es bei mir umgekehrt: Ich weiß, dass ich einen Menschen schon einmal getroffen habe, wenn ich sein Gesicht sehe – an einen Namen…
Henry David Thoreau: Walden
Zwei Dinge haben mich dann doch erstaunt im Vorfeld meiner Lektüre von Walden. Zum einen war ich der felsenfesten Überzeugung, wir hätten diesen Text (neben Über die Pflicht zum Ungehorsam gegen den Staat der wichtigste und bekannteste Thoreaus) schon ganz früh in der Existenz unseres Blog besprochen. Meine Blicke ins Inhalts- und ins Schlagwortverzeichnis haben…
Matthias Wittmann: Oktopia
Oktopusse, Kraken, Tintenfische … Matthias Wittmann ist ganz offensichtlich von diesen Kopffüßern sehr fasziniert. Dennoch (oder vielleicht auch deswegen): Ein Buch, bei dem ich nicht so recht weiß, was dazu schreiben, obwohl ich es unbedingt zum Kauf oder zum Ausleihen empfehle – sei es zur Lektüre, sei es, um die Illustrationen von Michèle Ganser zu…
Isabella Hermann: Science-Fiction zur Einführung
1979 gegründet, war der Junius Verlag ursprünglich das Organ einer marxistischen Kleinpartei in Deutschland, das die Welt aus trotzkistischer Sicht erklärte. Dazu diente offenbar auch die 1984 von einem anderen Verlag übernommene Reihe „zur Einführung“. Der Verlag (und mit ihm die Reihe) hat seither eine ideologische Öffnung erfahren, ist aber wohl immer noch auf der…
Sarah Bakewell: Wie soll ich leben? oder Das Leben Montaignes in einer Frage und zwanzig Antworten
Von Sarah Bakewell haben wir hier schon ein paar Mal Bücher vorgestellt: Ihr Buch über die französischen Existenzialisten (v.a. Sartre und Beauvoir) gleich zwei Mal – einmal besprochen von scheichsbeutel, das andere Mal von mir. Und auch das vorliegende Buch über Montaigne hat scheichsbeutel ausführlich rezensiert. Dass ich es hier noch einmal tue, hat seinen…
Johann Wolfgang Goethe: Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil
Goethe hat diesen seinen kurzen Aufsatz in der Februar-Nummer 1789 des Teutschen Merkur veröffentlicht. Im Jahr zuvor war er aus Italien zurückgekehrt, nun hatte er sich auf eine Reise ganz anderer Art begeben – auf die hin zu jenem Phänomen der deutschen Kulturgeschichte, das man ab dem 19. Jahrhundert die Deutsche Klassik zu nennen pflegte….
Volker Reinhardt: Montaigne. Philosophie in Zeiten des Krieges
Laut Verlagswerbung will Volker Reinhardt, anders als alle bisherigen Biografien zu Montaigne, nicht den Mann aus seinen Essais schildern, sondern die Essais aus dem (politischen) Leben des Mannes beurteilen. Politik aber gab es zu Montaignes Zeit jede Menge – der Bürgerkrieg zwischen Katholiken und Protestanten (die so genannten Hugenotten-Kriege, 1562-1598) spaltete Frankreich de facto in…