Zu den Hinterlassenen Schriften von Margareta Klopstock bin ich ein bisschen gekommen wie die Jungfrau zum Kind. Im Zusammenhang mit der Lektüre von Kai Kauffmanns Biografie ihres Mannes war mir klar, dass ich dessen Messias wieder lesen würde und auch Die deutsche Gelehrtenrepublik. Ebenfalls klar war mir, dass ich dieses Mal eine vollständige Ausgabe der…
Kategorie: Lebenszeugnisse
(Auto-)Biografie & Tagebuch, Briefe & Gespräche
Johann Gottfried Herder: Briefe. Fünfter Band. September 1776-August 1788
In Band 4 der Herder’schen Briefe hatten wir gesehen, wie Herder nach Weimar umgezogen war und sich dort langsam einlebte. Wir hatten uns auch gefragt, ob er Weimar als vorübergehende Station in seinem Leben betrachtete, dorthin also vor allem gezogen war, um aus der für ihn immer unangenehmeren Situation in Bückeburg wegzukommen, oder ob er…
Brigitte Reimann: Das grüne Licht der Steppen
Gestern abend rief Kurt an: Pack deinen Koffer. Dienstag fliegen wir nach Sibirien, eine Delegation vom Zentralrat, du wirst schreiben. Keine Ausreden, keine Bedenkzeit. Route: Moskau, Zelinograd, Nowosibirsk, Irkutsk, Bratsk, Moskau. So, völlig unvorbereitet, ist Brigitte Reimann zu ihrem Auftrag gekommen. Ihre Ferienpläne konnte sie gleich aufgeben – Auftrag ist Auftrag, und wenn die Partei…
Jean-Yves Tadié: Marcel Proust I
Jean-Yves Tadié ist der Doyen der französischen Proust-Forschung, und die vorliegende Biografie zu Marcel Proust gilt nach wie vor als Standardwerk. Sie ist mit rund 1400 Taschenbuch-Seiten sehr umfangreich, weshalb sie denn auch von Gallimard für die Collection Folio auf zwei Bände aufgeteilt wurde, mit den Nummern 3213 und 3214. Erstmals erschien sie 1996, vor…
Nikola Doll (Hrsg.): Museen in der Verantwortung. Positionen im Umgang mit Raubkunst
Einige, geneigtes Publikum, mögen sich noch erinnern, dass ich vor etwas mehr als zwei Monaten die 1. Bodensee Buchmesse besucht und anschließend über meinen Besuch berichtet habe. Am Ende meines Berichts habe ich vermerkt, dass ich dort auch zwei Bücher gekauft hatte, über deren Lektüre ich bei Gelegenheit hier berichten würde. Nun ist es so…
Johann Gottfried Herder: Briefe. Vierter Band. Oktober 1776-August 1783
Weimar. Das bedeutet erst einmal: endlich weg von Bückeburg. Hier nun, in Weimar, würde Herder, von ein paar Reisen abgesehen, aber den Rest seines Lebens verbringen. Ob er es, als er umzog, schon so geplant hatte? Seine Briefe (und hier bitte ich, immer hinzu zu denken: seine erhaltenen Briefe) äußern sich nicht dazu. Zwar gab…
John Dos Passos: U.S.A. – The Big Money [Das große Geld]
Lost Generation. Gertrude Stein, heißt es, habe den Begriff zum ersten Mal gehört, als der Leiter ihrer Auto-Werkstatt zu seinem jungen, zwar bemühten, aber nicht sehr geschickten Gehilfen sagte: „Vous êtes une génération perdue!“ („Ihr seid eine verlorene Generation.“) Gemeint waren die jungen Menschen, die in der Zeit des Ersten Weltkriegs und kurz danach volljährig…
Joseph Haydn: Sinfonie Nr. 92 G-Dur, Hob I:92 «Oxford» / Carl Philipp Emanuel Bach: Konzert für Violoncello, Streicher und Basso continuo A-Dur, Wq 172 / Franz Schubert: Sinfonie Nr. 2 B-Dur, D 125
Hiermit eröffnen wir die Konzertsaison 2024/25 im Rahmen meines kleinen Abonnements. Klassisch. Und das in jedem Sinn des Wortes, nämlich: E-Musik (im Gegensatz zur U-Musik – ein Unterschied, der in dieser Schärfe wohl nur im deutschen Sprachraum gilt); dann auch = alte E-Musik, will sagen: aus dem 18. und 19. Jahrhundert; schließlich im engeren musikgeschichtlichen…
Friedrich Gottlieb Klopstock: Die deutsche Gelehrtenrepublik, ihre Einrichtung, ihre Gesetze, Geschichte des letzten Landtags. Auf Befehl der Aldermänner durch Salogast und Wlemar
Selbst das zeitgenössische Publikum konnte mit Klopstocks Gelehrtenrepublik wenig bis nichts anfangen. Es war vielleicht ja auch ein Fehler, dass Klopstock das Werk auf Subskription herausgab und diese Subskription auch selbst leitete. Der Erfolg der Subskription als solcher war riesig. Aber das erreichte Publikum war wohl dann doch zu durchmischt. Die meisten Subskribenten erwarteten wohl…
Rachilde: Nein, ich bin keine Feministin [Pourquoi je ne suis pas féministe]
Rachilde, homme de lettres, so will es das Gerücht, habe auf den Visitenkarten der jungen Schriftstellerin Marguerite Eymery gestanden. (‚Homme‘ hat hier die Bedeutung nicht eines Menschen sondern des Mannes – Frauen nannten sich üblicherweise ‚femme de lettres‘.) Das war die Zeit, als sie Männerkleider trug und auch in ihren literarischen Werken Fragen der geschlechtlichen…