Mit dem zweiten Buch seines Großromans Auf der Suche nach der verlorenen Zeit, Im Schatten junger Mädchenblüte, knüpft Marcel Proust nahtlos dort an, wo er mit dem ersten (In Swanns Welt) aufgehört hat. Dies gilt in zweierlei Hinsicht: in stilistisch-formaler und in der inhaltlichen Fortführung der Erzählung. Nämlich: Inhaltlich: Wir treffen zu Beginn den immer…
Schlagwort: Gesellschaftsroman
schildert die Menschen im Umgang mit seinesgleichen
Marcel Proust: À la recherche du temps perdu I. Du côté de chez Swann (2) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. In Swanns Welt]
Ziemlich genau in der Mitte des Buchs Du côté de chez Swann befindet sich der Roman Un amour de Swann (Eine Liebe Swanns), und ich gebe zu, dass ich bei der Vorstellung des ersten Teils von Du côté de chez Swann ein wenig geschummelt habe: Weil in meiner Ausgabe Un amour de Swann bereits im…
Marcel Proust: À la recherche du temps perdu I. Du côté de chez Swann (1) [Auf der Suche nach der verlorenen Zeit. In Swanns Welt]
À la recherche du temps perdu (Auf der Suche nach der verlorenen Zeit) zählt zu den paar Großromanen mit hoher literarischer Qualität, die uns das erste Drittel des 20. Jahrhunderts beschert hat. Der Roman gehört in den erlauchten Kreis derer von Ulysses, Joseph und seine Brüder, Der Mann ohne Eigenschaften sowie U.S.A. – Romane, bei…
Joseph Roth: Radetzkymarsch
Joseph Roths Radetzkymarsch gehört zweifelsohne zu den besten Romanen der Weltliteratur. Mit dieser Meinung stehe ich keineswegs alleine da. Dabei, und darin besteht Roths große Kunst, ist Radetzkymarsch auf den ersten Blick formal wie inhaltlich sehr konventionell gestaltet. Dieser Roman hier ist alles andere als experimentell – und gerade deshalb großartig. Wir finden, um nur…
Catherine Gore: Der Geldverleiher [Abednego, the Money-Lender]
Catherine Gore: Der Geldverleiher. Übersetzt von Theodor Fontane. Das im Fontane Archiv Potsdam aufbewahrte Typoskript wurde von Iwan-Michelangelo D’Aprile editiert und mit einer Einleitung versehen. Berlin: Die Andere Bibliothek, 2021. (= Band 441) Catherine Gore war zu ihrer Zeit (sie lebte von 1799 bis 1861) eine in Großbritannien ziemlich bekannte Autorin. Sie schrieb insgesamt etwa…
Georg Hermann: Die Nacht des Dr. Herzfeld
Auf der Schutzfolie meines Buchs prangte ein Aufkleber, quietschrot mit weißer Schrift: Dem »jüdischen Fontane« zum 150. Geburtstag am 7. Oktober 2021. Einmal mehr komme ich also zu spät zur Party, aber nicht deswegen zitiere ich den Kleber, sondern weil ich dessen Aussage einerseits nicht mag, andererseits nicht korrekt finde. Und beides gleich doppelt, nämlich…
Marcel Proust: Der geheimnisvolle Briefschreiber [Le Mystérieux Correspondant et autres nouvelles inédites.]
Irgendwo, ich weiß nicht mehr, ob in einer Rezension oder in der Verlagswerbung, habe ich in Bezug auf die Texte dieses schmalen Büchleins von einer Sensation gelesen: wiederentdeckte frühe Texte von Marcel Proust! Tatsächlich scheinen diese Erzählungen aber – wenn ich die Einleitung des Herausgebers Luc Fraisse richtig verstehe – zumindest einer Person schon seit…
Heinrich Mann: Der Untertan
2021 jährt sich der Geburtstag von Heinrich Mann zum 150. Mal. Aus diesem Anlass erschien bei S. Fischer dieses Jahr Manns Roman Der Untertan in einer neuen Ausgabe, mit einem Nachwort und Materialienanhang von Ariane Martin – Leinen mit einer Art Bauchbinde als „Schutz“-Umschlag, Fadenheftung, Lesebändchen, nicht ganz 640 große und großzügig bedruckte Seiten. Über…
Thomas Mann: Doktor Faustus
Präludium: Mann vs. Goethe Thomas Manns Doktor Faustus hat mit Goethes Faust-Dramen wenig zu tun. Thomas Mann geht im Gegenteil zurück auf das Volksbuch, das ja auch hinter Goethes Dramen steht. (Natürlich kann sich der poeta doctus, der Mann nun einmal ist, der Anspielungen an Goethe nicht enthalten: Leverkühn – so heißt die Faust-Gestalt bei…
Giorgio Bassani: The Garden of the Finzi-Continis [dt.: Die Gärten der Finzi-Contini / OT: Il giardino dei Finzi-Contini]
Man kennt wohl eher den gleichnamigen Film Vittorio de Sicas von 1970, der auf dem Roman Bassanis beruht. Allerdings war Bassani über die Verfilmung nur mässig glücklich. Vor allem die Figur des Protagonisten Giorgio schien ihm missglückt, indem der im Film einfach nur ein dummer Junge war. Im Buch entspricht Giorgio ein (wie bei Marcel…