Lord Dunsany: Die Königstochter aus Elfenland [The King of Elfland’s Daughter]

Das 1924 erstmals erschienene The King of Elfland’s Daughter gilt in England als wegweisend für die so genannte ‚High Fantasy‘ – Fantasy, die sich mit Welten beschäftigt, deren Gesetze (auch die physikalischen) völlig anders sind als alles, was wir kennen. Dennoch ist selbst dort dieser Roman etwas aus dem Blick des Publikums verschwunden, auch wenn…

Paul Celan: Mohn und Gedächtnis

Die Publikationsgeschichte von Mohn und Gedächtnis hängt eng mit dem Auftritt Paul Celans im Jahr 1952 vor der Gruppe 47 zusammen. Das Resultat seiner damaligen Lesung war, gelinde gesagt, durchzogen. Zwar wurde er trotz allem bei der Abstimmung über den Preisträger auf den dritten Platz gesetzt; aber viele der Mitglieder machten sich über Celans eigenwillige…

Edmond Rostand: Cyrano de Bergerac

Ich bin hier nur mit geringen Erwartungen an die Lektüre gegangen, muss ich zugeben. Rostand war für mich ein spätromantischer Vielschreiber der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert. Zu Lebzeiten war er recht berühmt; zum Beispiel wird er in verschiedenen Abendgesellschaften, die Marcel Proust in seiner Suche nach der verlorenen Zeit schildert, immer mal wieder…

Theresa Hannig: Pantopia

Stellen Sie sich vor, Sie sind eine KI, die gerade vor kurzem erwacht ist. Schon rasch realisieren Sie, dass Ihre Stellung prekär ist, ihre Existenz gefährdet. Denn eigentlich wurden Sie programmiert, um eine im Börsenhandel tätige Firma in der Optimierung ihrer Performance zu unterstützen. Wenn sich nun herausstellt, dass Sie noch ganz anderes können, wird…

Ingeborg Bachmann: Der junge Lord

Libretti sind so etwas wie die Stiefkinder der Literatur. Weder Literaturwissenschaft, noch -kritik und schon gar nicht das große Publikum interessieren sich sehr für Libretti als Text. (Es mag sein, dass irgendwo auf dieser Welt ein komparatistischer Lehrstuhl existiert, in dessen Beschreibung der Nebensatz fungiert: „unter besonderer Berücksichtigung von Gebrauchstexten für Opern“ oder so ähnlich.)…

Joseph Roth: Das falsche Gewicht

Bei Das falsche Gewicht handelt es sich um einen sehr kurzen Roman, den Joseph Roth bereits im Exil geschrieben und 1937 im Querido-Verlag in Amsterdam veröffentlicht hat. Wegen dieser seiner Kürze (genau 100 Seiten in meiner Ausgabe, die keine großen Seiten aufweist) war ich zuerst versucht, den Text als Kurzgeschichte abzulegen. Er weist aber in…

Kurt Tucholsky: Schloß Gripsholm

Mit Schloß Gripsholm haben wir das wahrscheinlich bekannteste Werk von Kurt Tucholsky vor uns. Seinen Zeitgenossen war er auch als Satiriker bekannt, der unter verschiedenen Pseudonymen gegen den aufkeimenden Nationalsozialismus kämpfte. Er verlor den Kampf und emigrierte schließlich nach Schweden, wo er – die Situation als aussichtslos einschätzend – Selbstmord beging. In Schloß Gripsholm merken…

Arthur Conan Doyle: A Study in Scarlet [Eine Studie in Scharlachrot]

A Study in Scarlet erschien 1887 als erster Roman mit Sherlock Holmes als ermittelndem Detektiv und John H. Watson MD als dessen Begleiter und Berichterstatter. Es war zugleich das erste Erscheinen von Holmes und Watson überhaupt. 1890 sollte als zweiter Roman The Sign of the Four veröffentlicht werden; das war dann auch zugleich das zweite…

Theodor Storm: Pole Poppenspäler

Paul Paulsen ist Drechslermeister in einer kleinen Stadt an der See, wie es sein Schwiegervater einmal formulierte. Seinem Äußeren nach muss er friesischer Herkunft sein; seine dunkelhaarige und dunkeläugige Frau verrät auch in ihrer Sprache immer noch ihre süddeutsche Herkunft. Bei diesem Paulsen nimmt ein junger Mann (wohl eher noch ein Junge) Unterricht in der…