Sam Harris: Das Ende des Glaubens

Harris gehört zu den bekanntesten Atheisten und wird gerne in einem Atemzug mit Richard Dawkins, Daniel Dennett oder Christopher Hitchens genannt. Das vorliegende Buch erreichte enorme Auflagezahlen, ist aber auf verstörende Weise intellektuell inkonsistent, was wohl auch einer philosophischen Selbstüberschätzung des Autors geschuldet ist. Im ersten Teil kritisiert Harris die beiden großen Buchreligionen Christentum und…

A. L. Kennedy: Also bin ich froh

Die Schriftstellerin wurde vor kurzem mit dem „Ehrenpreis des Österreichischen Buchhandels für Toleranz in Denken und Handeln“ ausgezeichnet (von diesem Preis hatte ich zuvor noch nie gehört), die Empfehlung, etwas von ihr zu lesen, liegt hingegen schon länger zurück. Die Wahl war weitgehend zufällig, Kriterien: Nicht allzu umfänglich und ein mit meinen müden, alternden Augen…

Carl Gustav Hempel: Philosophie der Naturwissenschaften

Hempel gehört zu den zahlreichen zur Emigration gezwungenen Philosophen, die die Ideen des Wiener Kreises in aller Welt verbreiteten und Vorreiter der analytischen Philosophie wurden. Bekannt wurde sein Name durch das nach ihm und seinem Kollegen Paul Oppenheim benannte H-O-Schema, durch das kausale Zusammenhänge in der Wissenschaft formal strukturiert wurden. Dieses Schema wird im vorliegenden…

Friedhelm Decher: Besuch vom Mittagsdämon. Philosophie der Langeweile.

Dechers Bücher über die Erkenntnistheorie oder die Philosophie des Selbstmords habe ich mit viel Vergnügen gelesen: Profunde, kluge Abhandlungen verbunden mit einer kleinen Philosophiegeschichte. Ähnliches hatte er sich hier mit der Langeweile vorgenommen, allerdings ist der Versuch weit weniger gelungen. Vielleicht liegt das schlicht am Thema bzw. in dem, was Philosophen über die Langeweile in…

Diskussionskultur einst und jetzt: Bemerkungen zu „Imanuel Geiss: Die Habermas-Kontroverse“

Ein Jahr vor der Wende zog Imanuel Geiss ein erstes Fazit des unerquicklichen Historiker-Streits – in der Hoffnung, damit zur Beruhigung und Versachlichung der Auseinandersetzung beizutragen. Seine eigene Position im politischen Spektrum bezeichnet er dabei als „links der Mitte“, wenngleich er aufgrund erster Wortmeldungen dem neokonservativen Lager zugezählt wurde – zu Unrecht. Zum Streit an…

Gerald M. Edelman: Das Licht des Geistes. Wie Bewusstsein entsteht.

Gerald M. Edelman hat 1972 den Medizin-Nobelpreis erhalten (mit Arbeiten zu einem derzeit hochaktuellen Thema, dem der Antikörper) und sich später der Neurobiologie zugewandt. Dort hat er u. a. die „Theorie der neuronalen Gruppenselektion“ (TNGS) entwickelt, ein Konzept, das er in diesem Buch vorstellt und das grundlegend ist für seine Vorstellung, wie das Gehirn so…

Maryanne Wolf: Schnelles Lesen, langsames Lesen

Mit einem anderen Buch der Autorin habe ich mir recht schwer getan, bei diesem war es nicht viel anders. Unterschiedlich aber ist die Form, dies ist kein Fachbuch, sondern eher eine Essaysammlung (die Autorin verfasst neun Briefe an den fiktiven Leser, in denen sie eine Lanze für das Lesen, das analoge Lesen bricht). Dieses Plädoyer,…

Maryse Condé: Requiem für einen schwarzen König

Condé wird seit einigen Jahren als Anwärterin auf den Nobelpreis gehandelt. Warum dem so ist, blieb mir nach der Lektüre des vorliegenden Buches mehr als rätselhaft. Beschrieben wird die Geschichte einer aus Dahomey stammenden Familie, die durch die französische Kolonialherrschaft von dort vertrieben wurde und deren (männliche) Nachfahren sich als Erben des Königs betrachten. Alle…

Orhan Pamuk: Schnee

Vor seinem Nobelpreis 2006 kannte ich Pamuk nur dem Namen nach, habe dann einen seiner Romane gelesen (Das stille Haus), den ich als angenehm in Erinnerung hatte (allerdings weiß ich kaum noch etwas Substanzielles über das Buch zu berichten). „Schnee“ ist nun ein explizit politisches Buch (und dies war der Grund für die Wahl), ein…