Ian Mortimer: Im Mittelalter

Ian Mortimer versucht sich mit einem „anderen“ Geschichtsbuch: Nicht Daten, politische Ereignisse stehen im Mittelpunkt, sondern das Leben und Erleben des mittelalterlichen Menschen. Er schickt den Leser auf eine Zeitreise und gibt ihm verschiedenste Ratschläge, die er bei seinem Aufenthalt im 14. Jahrhundert berücksichtigen sollte – bezüglich Kleidung, Essen, Reisen, Hygiene u. v. m. Und…

Richard Wrangham: Bruder Affe

„Bruder Affe“ ist das erste der auf Deutsch erschienenen Bücher von Richard Wrangham (ich habe sie offenbar in verkehrter Reihenfolge gelesen) und es wirkt ein wenig wie eine Vorstudie zu dem 20 Jahre später erschienen Buch über Gewalt. Vieles, was später über Gewalt (etwa von Pinker) oder Empathie (von de Waal) geschrieben wurde, wird in…

Hans Woller: Mussolini

Meine Kenntnis über den Erfinder des Faschismus ist bescheiden: Dem mit diesem Buch ein wenig abzuhelfen war daher meine Absicht – und das Buch hat diesen Zweck hervorragend erfüllt. Es ist Teil einer Schriftenreihe „Diktatoren des 20. Jahrhunderts“, die keine wissenschaftlichen Gesamtdarstellungen anstreben, aber dennoch gediegenes Wissen zu vermitteln versuchen. Auf 350 Seiten erfährt man…

Richard Wrangham: Feuer fangen

Ich mag Wranghams Denken, seine Schreibweise und habe sein neuestes Buch vor kurzem gelobt. Der Grund für dieses Mögen liegt in seiner dezidiert wissenschaftlichen Herangehensweise an Probleme: Er vermutet allüberall Ursachen, sucht diesen auf den Grund zu kommen – und er bedient sich dabei einer konzisen, verständlichen Schreibweise. Hypothetisches wird als solches gekennzeichnet und nirgendwo…

Olga Tokarczuk: Taghaus Nachthaus

Die Autorin war mir vor der Verleihung des Nobelpreises gänzlich unbekannt (aber das will nichts besagen). Und eigentlich wollte ich – wie Sandhofer – mit den Jakobsbüchern beginnen, habe aber dann aufgrund der Umfänglichkeit derselben davon abgesehen. So also „Taghaus Nachthaus“, ein Titel, der mir bis zum Schluss einigermaßen rätselhaft blieb, der vielleicht eine Anspielung…

Aldous Huxley: Schöne neue Welt

Huxleys Roman ist – neben Orwells 1984 – die wohl berühmteste Dystopie der Literaturgeschichte. Kein Überwachungsstaat wie bei Orwell, sondern ein Konsumparadies lächelnder, kopulierender, weitgehend wunschloser Menschen, die für jede Unannehmlichkeit eine chemische Lösung namens „Soma“ besitzen, kleinen Superantidepressiva ohne morgendlichem Kater oder Entzugserscheinungen. Die Menschen werden schon vor ihrer Geburt genormt, die Embryos in…

Harald Welzer: Alles könnte anders sein

Alles könnte anders sein, soll heißen: Besser. Welzer ist es darum zu tun, den zahlreichen dystopischen Entwürfen eine positiv konnotierte Sicht der Zukunft entgegen zu setzen. Er macht das mit mehr-weniger Geschick, manchmal blauäugig, dann wieder kreativ und anregend; insgesamt fehlt es dem Buch jedoch an einer klaren Struktur, nachvollziehbaren und in sich konsistenten Ideen….

Madeleine Böhme, Rüdiger Braun, Florian Breier: Wie wir Menschen wurden

Auf dieses Buch war ich ausnehmend gespannt, erwartete ich mir doch eine detaillierte Vorstellung des Danuvius guggenmosi, eines offenbar sich auf zwei Beinen fortbewegenden Frühaffen, der einiges an der Entstehungsgeschichte des Menschen verändern könnte. Ein wirklich großes Leseerlebnis wurde es allerdings nicht, vielmehr eine ein wenig parteiisch anmutende Darstellung gegen das Konzept „Out of Africa“….

Bemerkungen zu „Ian Hacking: Was heißt soziale Konstruktion? Zur Konjunktur einer Kampfvokabel in den Wissenschaften.“

Konstruktivismus, Konstruktionismus, soziale Konstruktion von … tatsächlich entwickelte sich ab den 70ern alles, was „konstrukt“ im Namen führte, zu einer Kampfvokabel. Dabei ging es zwar zu Anfang um wissenschaftsmethodologische Überlegungen, später jedoch hat vor allem die Soziologie sich dieses Begriffes bedient und aus dieser Verquickung resultierten häufig abenteuerliche Ideen, deren Seltsamkeiten aus (un-)gewollten Unklarheiten in…

Yuval Noah Harari: 21 Lektionen für das 21. Jahrhundert

Viel von dem, was Harari hier beschrieben und erörtert hat, findet sich auch in den „Lektionen“ wieder. Oft geistreich, auch durchdacht, analysiert er die „technologische Herausforderung“, vor der die Menschen stehen (wenn mir auch seine Angst vor den allgegenwärtigen, uns ausspähenden Algorithmen manchmal etwas übertrieben erschien), die Implikationen, die eine KI-Zukunft auf politische, freiheitliche oder…